WAS IST NACHHALTIGKEIT UND WARUM BRAUCHEN WIR DAS BEI DIECKMANN?
von Ann-Kathrin Senz

Projektarbeit bei DIECKMANN – Wir von DIECKMANN arbeiteten abteilungsübergreifend zusammen (von links nach rechts: Florian Lipke, Thomas Pötter, Jakob Knippenberg, Christoph Driemeier, Vanessa Beck, Carsten Steveker, Jana Bode, Ann-Kathrin Senz, Hendrik Dieckmann, Lina Martens, Patrick Sartor, Rebecca Ehrengruber (Fjol), Hannah Henke (Fjol) und Lisa Hömmken (Fjol) – es fehlt Mirko Heinrich).
Die Herausforderung Nachhaltigkeitsbericht
Nachhaltigkeit. Ein Begriff, der heutzutage so vieles beinhaltet, für vieles genutzt wird und doch so oft nur auf seine „grüne“ Seite beschränkt wird. „Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip bei der Nutzung von Ressourcen. Hierbei soll eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung gewährleistet werden, indem die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme bewahrt wird, vor allem von Lebewesen und Ökosystemen“, so die Wikipedia-Definition. Es existieren drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Bei der Ökologie fallen uns als erstes Klimaschutz oder Fridays for Future ein. Hinzukommen aber auch Artenschutz oder Biodiversität. Es geht um das Vermeiden von Umweltverschmutzung, Recycling und das sparsame Nutzen von Ressourcen.
Für manche mag es überraschend sein, aber auch die Ökonomie gehört zur Nachhaltigkeit. Arbeitsplätze sollen sicher sein, Investitionen sich langfristig auszahlen oder Firmen sich nicht überschulden. Die Wirtschaft soll langfristig wachsen können, denn im ersten Schritt muss in Nachhaltigkeit erst investiert werden, bevor es sich rentiert.
Sozial ist es, wenn Chancengerechtigkeit herrscht, faire Bedingungen in Bezug auf Bildung, Gesundheit, Einkommen oder Meinungsfreiheit gewährleistet werden. Viele der genannten Punkte treffen auf Dieckmann bereits zu, in einige müssen wir noch etwas Ordnung und Struktur bringen und vor allem alle an einem Strang ziehen, dass wir für weitere 100 Jahre auch noch nachhaltig wirtschaften können.
Vieles in Punkto Nachhaltigkeit ist bei Dieckmann bereits eine Selbstverständlichkeit. Wir investierten in eine große Photovoltaikanlage bereits 2019, erweiterten diese am Hauptstandort und in Ibbenbüren bereits ein Jahr später und rekultivieren und recyclen unsere Baustoffe, wo wir nur können. Wir setzen auf neue Technologien, die verbrauchsarm und CO2 freundlicher sind. Groß darüber kommuniziert haben wir nicht, doch was ist jetzt anders?
Mit dem Inkrafttreten der EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) am 5. Januar 2023 hat die Europäische Union ihre Mitgliedsstaaten in die Pflicht genommen, ihre national großen und größeren mittelständischen Unternehmen dazu zu verpflichten, Nachhaltigkeit in den Fokus zu setzen und neben dem Jahresabschluss zusätzlich einen einheitlich vergleichbaren Nachhaltigkeitsbericht abzugeben.
Entsprechend der für alle gleich geltenden Inhalte der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) müssen alle Unternehmen unserer Größenordnung den Nachhaltigkeitsbericht am 1. Januar 2026 über das Jahr 2025 abgeben. Dieckmann wird künftig nach umfassenden und einheitlicheren Maßstäben berichten. Durch eine stärkere Quantifizierung der Berichtsinhalte im Wege von Kennziffern sollen außerdem die Messbarkeit und Vergleichbarkeit der Angaben der einzelnen Unternehmen gestärkt werden.
Hinzukommt, dass die neuen Richtlinien ein neues Verständnis von Wesentlichkeit einbringen: Die CSRD verankert die sogenannte doppelte Wesentlichkeit. Demnach sind wir verpflichtet, sowohl über die Auswirkungen des eigenen Geschäftsbetriebs auf Menschen und Umwelt als auch über die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf uns zu berichten. Bislang musste nur dann über Sachverhalte berichtet werden, wenn beide Wesentlichkeitsaspekte zutrafen.
Eine weitere Neuerung stellt die Tatsache der externen unabhängigen Prüfung durch einen Wirtschaftsprüfer dar. Getreu dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“, wird unser Nachhaltigkeitsbericht neben dem Konzernabschluss geprüft und veröffentlicht. So wird die Vergleichbarkeit der Unternehmen branchenübergreifend und innerhalb einer Branche durch die Vereinheitlichung der Standards messbar und vergleichbar gemacht.
So viel zur Theorie, aber wie haben wir dies in der Praxis bei Dieckmann umgesetzt?
Am 6. März fiel der Startschuss für die Projektgruppe Nachhaltigkeit bei Dieckmann. Unser Plan innerhalb von sieben Workshops anhand zahlreicher Analysen herauszufinden, wie nachhaltig Dieckmann bereits ist und welche Ziele wir zukünftig durch die Definition eines Katalogs von Maßnahmen erreichen wollen. Schöner Nebeneffekt: das Endergebnis wird dann unser erster Nachhaltigkeitsbericht sein. Um möglichst lupenrein zu arbeiten, haben wir aus jeder Abteilung eine Vertreterin oder Vertreter gesucht und für das Thema begeistern können. Tatkräftig haben uns dabei Vanessa Beck (Abrechnung), Jana Bode (Einkauf), Christoph Driemeier (Kalkulation), Mirko Heinrich (Personal), Jakob Knippenberg (Bauleiter), Florian Lipke (Bodenmanagement), Carsten Steveker (Controlling) sowie unsere Geschäftsführer Hendrik Dieckmann und Thomas Pötter unterstützt.
Da wir zu knapp 1200 Datenpunkten berichten und ebenfalls eine Menge Kennzahlen belegen müssen, haben wir Anfang des Jahres in eine Nachhaltigkeitssoftware investiert und hinzukommend durch die Beratung der Firma Fjol einen großartigen Stab an Unterstützung durch geballte Fachkraft und Kompetenz der Beraterinnen erfahren.
Mit dem ersten Präsenzworkshop des ZNU-Nachhaltigkeitschecks ging es in Runde eins darum, zu erkennen, auf welchem Level Dieckmann in Punkto Nachhaltigkeit einzugruppieren ist. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit haben wir die folgenden fünf Workshops dann digital umgesetzt. Mit der Anspruchsgruppenanalyse haben wir alle internen und externen Personengruppen, die von den unternehmerischen Tätigkeiten gegenwärtig oder in Zukunft direkt oder indirekt betroffen sind, in den Fokus gesetzt, um deren Bedürfnisse zu verstehen und darauf reagieren zu können. Beim Auswirkungsscreening/Produktscreening haben wir an zwei Terminen im Hinblick auf wesentliche Nachhaltigkeitsaspekte in den drei Sektoren Straßen-/Tiefbau, Rückbau/Entsorgung/Demontage sowie Steinbrüche und Sandgruben alle Auswirkungen betrachtet, die vom Unternehmen verursacht oder beeinflusst wurden sowie Auswirkungen, die durch unsere Geschäftsbeziehungen direkt mit der eigenen Geschäftstätigkeit, unseren Dienstleistungen verbunden sind. Geschäftsbeziehungen umfassen die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette des Unternehmens und sind nicht auf direkte ertragliche Beziehungen beschränkt. Dabei haben wir zwei Perspektiven beleuchtet: die „Inside out-Perspektive“ – also tatsächliche oder potenzielle, positive oder negative Auswirkungen des Unternehmens/der Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft sowie die „Outside in-Perspektive“ – Risiken oder Chancen, die die finanziellen Ressourcen des Unternehmens (voraussichtlich) signifikant beeinflussen (werden).
Der letzte der drei Analyseworkshops behandelte das Thema Risikoscreening. Auch hier wurde wieder die doppelte Wesentlichkeit der Betrachtung von Chancen und Risiken in der Außen- und Innenperspektive mit Fokus auf die finanziellen Ressourcen des Unternehmens gelegt. Risiken tragen zu einer negativen Abweichung bei den künftig erwarteten Mittelzuflüssen oder zu einem Anstieg der Abweichung bei den künftig erwarteten Mittelabflüssen und/oder einer negativen Abweichung von einer erwarteten Veränderung des Kapitals, die im Abschluss nicht erfasst ist, bei.
Unterschieden werden hier dann noch die drei Arten von Risiken: Die physischen Risiken, wie z.B. Extremwetterereignisse, die transitorischen Risiken, wie z.B. Risiken, die im Zusammenhang mit der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft entstehen sowie die systemischen Risiken, die dann eintreten, wenn ganze Systeme zusammenbrechen, beispielweise ein Ökosystem durch das Aussterben einer Art.
Die Ergebnisse aus all diesen Analysen wurden dann durch den Workshop der Wesentlichkeitsmatrix in einzelne Cluster in Einklang gebracht und gruppiert anhand der wesentlichen Standards aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance. Ziel war es, eine Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen basierend auf vorausgehenden Analysen zwecks Konzentration verfügbarer personeller und finanzieller Ressourcen vorzunehmen und die wichtigsten Handlungsfelder für die kurz-, mittel- und langfristige Nachhaltigkeitsagenda des Unternehmens (roter Faden) zu identifizieren sowie eine Kommunikationsmöglichkeit, bzw. vereinfachte Darstellung des Kernergebnisses der Nachhaltigkeitsstrategie-Entwicklung für interessierte interne und externe Parteien (z.B. in CSRD-Berichterstattung oder gegenüber Banken) zu schaffen. Das Ergebnis dessen war dann unser strategisches Werkzeug zur Definition möglicher Ziele und dessen Maßnahmen. Die Hauptfokusthemen der Wesentlichkeitsmatrix haben wir dann im letzten digitalen Workshop näher beleuchtet und den Aufbau eines strukturierten Ziel- und Maßnahmenplans durch die Formulierung smarter Ziele, einer Ableitung entsprechender Maßnahmen und Messung durch geeignete Kennzahlen umgesetzt.
Unser Abschlussworkshop fand am 24. und 25. September bei Dieckmann an der Hannoverschen Straße statt. Dank unserer Software waren alle behandelten Themen zur Berichtsvorbereitung innerhalb des Systems hinterlegt und für die GAP-Analyse bereit. Innerhalb dieses Workshops sind wir alle Fokusthemen noch einmal durchgegangen und haben die mit den Berichtsvorgaben und Datenpunkten abgeglichen, Verantwortlichkeiten für die Messung und Stellung von Kennzahlen innerhalb des Teams definiert.
In der Theorie sind wir nun bereit für die Erstellung eines Entwurfsberichts, den wir dann im kommenden Jahr mit neusten Erkenntnissen und den bereits ersten Verbesserungen ausschmücken und erfolgreich unserem Wirtschaftsprüfer übergeben können.
Foto oben: Projektarbeit bei DIECKMANN – Wir von DIECKMANN arbeiteten abteilungsübergreifend zusammen (von links nach rechts: Florian Lipke, Thomas Pötter, Jakob Knippenberg, Christoph Driemeier, Vanessa Beck, Carsten Steveker, Jana Bode, Ann-Kathrin Senz, Hendrik Dieckmann, Lina Martens, Patrick Sartor, Rebecca Ehrengruber (Fjol), Hannah Henke (Fjol) und Lisa Hömmken (Fjol) – es fehlt Mirko Heinrich).